Freitag, 3. September 2010


Was haben der 1415 erbaute Druselturm und das seit Jahren leer stehende Firmengebäude Karl & Co am Königstor aus den 50er Jahren gemeinsam? Auf den ersten Blick gibt es weinig Gemeinsamkeiten. Doch der Schein trügt.

Der 44 Meter hohe Druselturm an der Hedwigstraße in der Innenstadt ist eines der wenigen in Kassel erhaltenen mittelalterlichen Bauwerke. Der Turm mit 9m Durchmesser und bis zu 2,75m starken Außenwänden ist ein Relikt der Kasseler Stadtbefestigung, die bereits im 18. Jh. abgetragen wurde. Ursprünglich diente das Bauwerk als Wehrturm, später als Gefängnis. Landgraf Philipp der Großmütige, der selbst fünf Jahre in kaiserlicher Gefangenschaft gesessen hatte, ließ in die Verliese des Turms eine Heizung einbauen. Später wurde der Turm als Räucherkammer und Materiallager benutzt. Nach dem 2. Weltkrieg war er sogar ein Fotoatelier.

Was der Druselturm bereits über Jahrzehnte mitmachen musste, nämlich gravierende Änderungen der Gebäudenutzung (vom stolzen Wehrturm zur Räucherkammer), steht dem ehemaligen Firmengebäude am Königtor noch bevor.

Der Umbau der Stadt, seiner Gebäude, seiner technischen Infrastruktur und seiner öffentlichen Räume ist ein permanenter, nicht aufzuhaltender Vorgang. Das, was vor kurzem noch bauliches Zeichen einer Epoche war, ist schon bald nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

Das kann bitter sein, aber die Verschiebung der Nutzungsanforderungen an die gebaute Umwelt bietet ebenso Chancen. Ein Elektrogroßhandel in der Kasseler Innenstadt, das passt heute einfach nicht mehr. Stattdessen könnte sich einiges am Königstor tun, es fehlt nur noch an Ideen und Akteuren. Das Königstor ist schon längst die Fahrradroute in den Westen der Stadt, die Friedrich-Ebert-Straße und das ganze Quartier werden sich entwickeln.

Und sollte nicht auch der Druselturm endlich wieder einer adäquaten Nutzung zugeführt werden?

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